Ich möchte auf den Arm......

.....ein Satz der aus einem Kindermund sicher völlig normal klingt. Kommt er jedoch von einem Erwachsenen kann das schon mal für Irritation sorgen. Dabei habe ich diesen Satz sehr oft im Kopf und manchmal spreche ich ihn sogar laut aus.

Okay, in der Realität werde ich dann zwar eher IN den Arm statt AUF den Arm genommen, dass ist aber völlig in Ordnung, da ich natürlich nicht möchte, dass mein Freund unter mir zusammen bricht. Mal ganz davon abgesehen, dass es bestimmt ein Bild der Götter wäre. Nicht so romantisch wie das Bild, dass man von einem Mann hat der seine Braut nach der Hochzeit über die Schwelle trägt. Eher so in die Richtung Kartoffelsack über die Schulter hieven. Aber wir schweifen ab......

Es gibt diese Tage, da läuft einfach nichts rund. Man ist genervt von seinem Umfeld, ohnmächtig vor Wut wegen bestimmten Vorkommnissen und verängstigt vor der Zukunft und dem was da noch so kommt oder eben auch nicht kommt. Im Grunde genommen sieht alles schwarz und düster aus.
Jetzt redet einem die Gesellschaft, Familie und Umfeld aber oft ein man müsse "stark sein" und "nach vorne schauen". Eben das typische was man an solchen Tagen gesagt bekommt, wenn man manchmal einfach nicht weiter weiß. Aber gerade in solchen Momenten ist man eben nicht empfänglich für diese Weisheiten und Ratschläge. Manchmal möchte man auch gar nichts dazu hören. Man möchte einfach auf den Arm genommen werden und gut ist.

Aktuell befinde ich mich in einer Phase in der mir solche Tage öfter begegnen. Es ist Ende des Jahres, die Stimmung ist sowieso schon düster und die Reserven sind aufgebraucht. Man hat einfach keine Kraft mehr und die gute Laune Pillen sind schon lange leer. Auch die Menschen um einen herum sind zunehmend gereizter und mehr und mehr auf sich selbst fixiert. Zum Glück habe ich mir einen Lichtblick geschaffen und werde noch einmal zum Ende des Jahres in die Sonne entfliehen. Und ganz ehrlich, dass ist im Moment der Punkt wieso ich nicht einfach losheule oder mich zu Hause vergrabe. Das klingt jetzt dramatischer als es ist. Ich bin nicht depressiv oder so ich bin einfach ein bisschen leer.
Und ich habe manchmal einfach eine scheiß Angst vor der Zukunft. Das ist ein Zustand den ich nicht wirklich mag. Momentan sind mir viele Dinge etwas zu wacklig. Ich bin ein Fan von Sicherheit und Beständigkeit. Durch meine aktuelle Anstellung über eine Zeitarbeit fühle ich mich aber eher wie auf einem Drahtseil mit einer eher lockeren Sicherung. Natürlich werde ich nicht auf der Straße stehen aber dennoch eine Festanstellung ist eine Sicherheit die einem keiner nehmen kann. Besonders, wenn man irgendwann gerne eine Familie planen möchte. Das kommt dann noch erschwerend hinzu und verunsichert einen.

Früher, also so mit Anfang/Mitte 20 habe ich immer gedacht man hat noch so viel Zeit. Man kann noch alles erleben und machen und alles kommt mit der Zeit.
Jetzt mit Anfang 30 merke ich, so viel Zeit hat man für einige Dinge gar nicht mehr. Ich möchte nicht mit Ende 30 erst Kinder bekommen. Aber ich möchte vorher auch eine gute Basis und Grundlage geschaffen haben. 
Oder mach ich mir da einfach zu viele Gedanken? Wie viele Paare machen einfach und schauen dann wie es läuft oder wurschteln sich einfach durch? Und ich denke und plane und zerdenke und bekomme Panik. Wundervoll!!!
Aber ich möchte mich eben auf gewisse Dinge auch vorbereiten. Ich möchte nicht am Ende da stehen und nicht mehr wissen wie es weiter geht oder mich "verloren" fühlen. Ich möchte gerne eine Wohnung haben in der Platz für ein Kind ist, einen Job in dem ich in Elternzeit gehen kann und meinem Kind trotzdem finanziell alle Wünsche erfüllen kann.
Leider leben wir heute in einer Welt in der man teilweise ausrechnen muss ob man sich ein Kind überhaupt leisten kann. Wahnsinn oder??? Erzählen wir das unseren Eltern schlagen die nur noch die Hände über dem Kopf zusammen. Aber so sieht es nun mal aus.

Wie viele Frauen gehen nach 1-1 1/2 Jahren wieder arbeiten, weil es finanziell einfach nötig ist. Weil es einen Kredit gibt der ab bezahlt werden muss und eben der Mann nicht mehr alles alleine stemmen kann. Das ist heute nichts unnormales, für unsere Eltern aber zum Beispiel war das undenkbar. Sätze wie "wieso bekommt man denn dann überhaupt ein Kind, wenn man direkt wieder arbeiten geht" muss man sich dann teilweise anhören. Ich habe dazu meine eigene Meinung und sehe das etwas anders aber vielleicht gibt es dazu mal einen separaten Blogbeitrag.
Kommen wir wieder zu dem Thema zurück "Ich will auf den Arm". Im Grunde genommen will ich damit sagen, dass man manchmal einfach gar nicht stark sein möchte. Man will die Rolle des stark seins abgeben und einfach nur lieb gehalten werden. Man will keine Floskeln hören keine Beschönigungen. Es ist in dem Moment einfach wie es ist. Es ist zum kotzen, es ist doof aber es ist wie es ist. Ich kann es dann auch nicht ändern. 

Also, wenn euch euer Herzensmensch (egal ob Partner oder Freunde) sagt, er will auf den Arm, dann gebt ihr verdammt nochmal euer bestes und nehmt ihn oder sie auf den Arm. Natürlich bitte ohne Bandscheibenvorfall oder Zusammenbruch. Lasst ihm oder ihr einfach eine Minute zum verschnaufen an eurer Brust. Einen Moment zum schwach sein, zum traurig sein zum durchatmen. Es ist oft so befreiend und viel wertvoller als gutes zureden.