Ich habe keine Freunde.....



Okay, zugegeben der heutige Post-Titel klingt ein bisschen melodramatisch. Und bevor jetzt alle empört die Hand vor den Mund schlagen und denken "das ist doch nicht wahr", der sollte den Post vielleicht erstmal zu Ende lesen.
Heute werde ich hier ein bisschen die Hosen runter lassen. Aber sowas muss auch mal sein und irgendwie ist ein Blog ja auch ein bisschen dazu da, Dinge zu verarbeiten oder eine andere Sicht darauf zu bekommen.

Fangen wir doch mal gaaaanz weit in der Vergangenheit an! Ich war noch nie jemand der viele Freunde hatte. "Beliebt" würde ich mich auch nicht nennen. Das lag aber daran, dass ich schon immer mein Herz auf der Zunge getragen habe und mit meiner Meinung zu Dingen nie lange hinter dem Berg gehalten habe. Heute würden das vielleicht viele als einen guten Charakterzug bezeichnen, früher als Kind hat es alles nur schwierig gemacht. Denn Kinder können mit sowas nur sehr schwer umgehen.
Ich war also nicht wirklich beliebt und hab mich mehr oder weniger allein durch die Schulzeit geschlagen. Das ein oder andere Mal hat sich dann doch jemand freundschaftlich an meine Seite verirrt und mal mehr mal weniger lang durchgehalten.
Ich rede das auch alles nicht schön, ich kenne das "Problem". Ich bin kein einfacher Mensch, nicht umgänglich und ich heuchle nichts vor. Dadurch eckt man an und ist teilweise einfach "unbequem". Diesen Wesenszug habe ich mal versucht zu ändern um etwas "kompatibler" zu sein. Aber wer kann schon etwas ändern, was einen irgendwie aus macht und eben von Natur aus da ist.......?!
Dementsprechend war das am Ende auch zum scheitern verurteilt.

Aber was sind "Freunde" eigentlich? Hier denke ich hat jeder seine ganz eigene Definition.
Sind es die Menschen, die am Meisten über einen Wissen? Die man am häufigsten sieht? Oder die man am längsten kennt? Puh......gute Frage. Sind es denn wirklich "Freunde" oder doch eher "Bekannte"?
Mein Freund zum Beispiel sagt immer er habe keine Freunde. Das macht mich irgendwie traurig aber für ihn ist das völlig in Ordnung, da er so auch nicht zu viele Erwartungen in die Beziehung zu einem Menschen hat. 
Ich bin der Meinung wir haben gemeinsam durchaus Freunde. Allerdings wird meine Ansicht über das Thema und den Begriff Freundschaft irgendwie auch gerade ein wenig ins Wanken gebracht. Manchmal denke ich darüber nach ob er nicht vielleicht doch recht hat.

Wie definiere ich also persönlich für mich den Begriff "Freundschaft"? Was ist ein "Freund" für mich?
In erster Linie ist es mir wichtig, dass ein Freund für mich da ist. Sich Zeit nimmt, wenn es mir schlecht geht und auch mal nachfragt wie es mir geht. Ich messe einen Freund nicht daran wie häufig man sich sieht. Das ist in einem gefüllten Alltag mit Arbeit und Hobby und Partner sowieso eher schwierig bzw. wird einfach weniger.
Mir geht es daher eher um die Qualität einer Freundschaft und ich spreche hier jetzt wirklich nur über mein Empfinden. Natürlich gilt alles was ich mir von einer Freundschaft wünsche auch andersherum. Wir wollen hier ja keine einseitige Kiste :)
Es geht mir also in erster Linie darum, der Person, die mein Freund ist, wichtig zu sein und das von Herzen. Das man sich Zeit nimmt und man weiß, da ist jemand der ist für mich da, wenn ich jemanden brauche. Natürlich tut das ein Partner auch.....aber eben auf eine andere Art und Weise.

Aber vielleicht muss man sich heutzutage auch von so einer Sicht verabschieden und einfach glücklich darüber sein, wenn es Menschen gibt mit denen man gerne seine Freizeit verbringt, sich mit ihnen gut versteht und Spaß hat. Vielleicht ist hier dann einfach Schluss und der Rest ist Luxus oder eben ganz selten der Fall. Ist das jetzt schlimm?
Für den einen ganz bestimmt nicht, wenn er es gewohnt ist allein zurecht zu kommen und sich am Ende nur auf sich selbst zu verlassen. 
Wenn man aber jemand ist der irgendwie gerne "mehr" möchte ist das bestimmt nicht so leicht. Aber man kann sich damit sicherlich auch arrangieren.
Verändere ich jetzt meine Sicht auf das Thema Freundschaft? Ja, ich denke schon. Denn, wenn man am Ende nicht enttäuscht werden möchte, muss man vielleicht seine Erwartungen etwas herunter schrauben.
Vielleicht muss ich da ein bisschen mehr wie mein Freund denken und ein wenig Abstand zu dem Thema gewinnen. Mich einfach freuen, wenn ich mit Menschen die ich mag eine gute Zeit verbringen kann und mehr eben nicht.
Vielleicht hilft mir diese Sichtweise alles ein bisschen lockerer zu nehmen. Nicht so schnell enttäuscht zu sein und mich auf anderes zu konzentrieren. Am Ende kann man sich wahrscheinlich sowieso nur auf sich selbst verlassen.

Also wäre ja jetzt die abschließende Frage "Habe ich nun Freunde oder nicht?". Was immernoch eine gute Frage ist ich aber nicht weiß ob ich darauf wirklich eine Antwort habe. Zumindest kann ich das aktuell nicht klar beantworten. In meinem letzten Jahr ist viel passiert und vieles hat sich geändert. Wenn ich in mich rein höre fühle ich mich momentan sehr leer und ausgelaugt. Es gibt so viele Dinge mit denen ich mich beschäftigen könnte oder über die ich nachdenken könnte. Aber eigentlich fühle ich mich zu müde dafür. Diese Situation ist neu für mich. Ich weiß noch nicht genau wie ich damit umgehen soll. In erster Linie arbeite ich mich jetzt meinem Urlaub Ende des Jahres entgegen in dem ich hoffentlich Kraft tanken kann und eventuell eine neue Sicht auf vieles gewinnen werde. Und wenn nicht, dann ist das eben so.
Manchmal muss man sein Leben vielleicht auch einfach Leben sein lassen.......es quasi einfach mal laufen lassen ohne zu viel zu erzwingen oder zu erwarten.
Wenigstens gibt es in meinem Leben ein/zwei Menschen auf die ich mich immer verlassen kann. Bevor jetzt noch einer das Taschentuch zückt und denkt "arme Laura ganz allein und sie hat niemanden". Ganz so dramatisch ist es auch nicht. Und ich möchte auch gar kein Mitleid. Dies ist ein Post ein Beitrag in erster Linie für mich. Zum sortieren meiner Gedanken.
Und eventuell gibt es da draußen die ein oder andere Seele die sich schon mal genauso gefühlt hat, gerade fühlt oder jemanden kennt dem es auch so geht. Möge mein nieder geschriebenes Kopfchaos jemandem behilflich sein, oder einfach nur amüsieren :)