"Hier spricht Ihre Frauenarztpraxis Dr. XY, Ihr PAP Abstrich war auffällig bitte machen Sie einen neuen Termin zur Kontrolle in 6 Monaten aus, vielen Dank".
Mit diesem Anruf begann meine Reise in eine völlig neue Welt, in der ich mich ziemlich allein gelassen und verloren gefühlt habe und auch teilweise noch fühle.
Viele denken jetzt bestimmt am Ende des Beitrags, wieso teilt die denn Ihr Privatleben und so eine private Sache öffentlich in einem Post auf Ihrem Blog? Das gehört sich nicht usw.
Ja, mag sein. Dennoch, da ich die Erfahrungen die ich hier berichten werde selbst erlebt habe, weiß ich wie einsam ich mich mit dem ganzen Thema HPV gefühlt habe. Auch Recherchen über Google haben mir nicht wirklich das Gefühl gegeben, dass es ein Forum oder die Möglichkeit eines Austauschs von Betroffenen zu dem Thema gibt. Und das möchte ich gerne mit meinem Post ein wenig verändern. Wer das nicht lesen möchte, bitte hier das Fenster schließen. Wer es nicht in Ordnung findet, völlig okay aber eben nicht meine Einstellung.
Fangen wir mal von vorne an! Das ganze sollte ja schon ein bisschen mit Struktur beginnen und nicht im Fakten- und Informationschaos enden. In diesem Post möchte ich euch gerne über das Thema HPV informieren und euch einfach mal meinen Werdegang mit diesem eher unschönen und nervigen Kandidaten berichten. Vielleicht hilft es ja der ein oder anderen Dame weniger Angst zu haben, selber offen darüber zu sprechen oder einfach nur sich selbst in der Geschichte widerzuerkennen.
Alles begann damit, dass ich im November, wie immer, zur Routine Untersuchung zu meiner Frauenärztin ging. Bei meinem PAP Abstrich wurde eine Auffälligkeit festgestellt. Mein PAP Abstrich lautete PAP D.3. Im Prinzip ist das Ergebnis des PAP Abstrich in Stufe 1-5 gegliedert und dann noch teilweise die Zahl plus ein Buchstabe. PAP 1 und 2 sind im Normalbereich. Laut meiner Frauenärztin bedeutete mein Ergebnis in Schulnoten eine 3-. Ein auffälliger PAP Abstrich bedeutet nicht automatisch, dass man HPV hat, es bedeutet nur, dass eine Veränderung der Zellen festgestellt wurden. Dies kann aber auch durchaus nur ein bakterieller Infekt sein. Die normale Vorgehensweise ist hier ein weiterer Abstrich zur Kontrolle in 6 Monaten.
Jetzt muss man wissen, ich hasse warten!!! Besonders, wenn man das Gefühl hat da ist irgendwas nicht in Ordnung.
Zwischenzeitlich habe ich meine Frauenärztin gewechselt und war zu einem Erstgespräch mit anschließender Untersuchung im März bei meiner neuen Frauenärztin. Diese machte einen neuen PAP Abstrich und auch gleichzeitig einen HPV Test mit. Den HPV Test hätte sie eigentlich nur gemacht, wenn der zweite PAP Abstrich ebenfalls auffällig gewesen wäre. Da ich aber eine kleine Nervensäge und leichter Hypochonder bin wurde er diesmal direkt mit gemacht.
Nun hieß es wieder warten auf das Ergebnis.
Die zweite Hiobsbotschaft war, dass der HPV Test positiv ausfiel. Natürlich fing ich direkt an zu googeln und mich in das Thema einzulesen.........keine besonders gute Idee, da man hier auch viel verunsichert und auch leicht panisch werden kann. Schon bei diesen Recherchen fiel mir auf, es gibt wenig Austausch zu dem Thema und obwohl es ein weit verbreiteter Virus ist, sprechen wenige Menschen (besonders Frauen) darüber. Warum? Weil uns vermittelt wird, der Virus wird rein beim Geschlechtsverkehr übertragen und das in der Regel bei vielen wechselnden Sexualpartnern. Okay, liest sich für mich so, wenn ich HPV habe, habe ich fleißig in der Gegend rum gev****.......! NEIN! So ist es definitiv nicht.
Ja, in der Regel steckt man sich mit HPV beim Geschlechtsverkehr an. Es kann aber auch sein, dass man sich den Virus über Oberflächen zum Beispiel in einer öffentlichen Toilette eingefangen hat. Der Virus wird in der Regel über den Mann übertragen. Für den Mann ist er grundsätzlich nicht gefährlich, bei uns Frauen fühlt er sich jedoch richtig wohl und richtet sein neues zu Hause ein. Es kann auch durchaus sein, dass man jahrelang in einer Partnerschaft lebt, beide Partner haben keine anderen sexuellen Kontakte gehabt. Nie war etwas auffällig und plötzlich bekommt man die Diagnose HPV. Das ist ein wenig mit Herpes zu vergleichen. Man trägt den Virus in sich er muss aber nicht sofort ausbrechen.
Bei HPV gibt es mittlerweile über 100 verschiedene Virustypen. Hier gibt es die Gruppen "low risk", "high risk" und "möglicherweise high risk". Die "high risk" Viren können z.B. zu Gebärmutterhalskrebs führen. Können, müssen aber nicht. Auch hier spielt das Thema Früherkennung und direkte Behandlung eine Rolle.
Bei den allen HPV Varianten kann der Körper sich mit einem starken Immunsystem selbst heilen. Viele merken auch gar nicht, dass sie eine HPV Infektion haben oder hatten, da diese in der Regel symptomfrei abläuft.
Einen wirklichen Behandlungsplan gibt es leider nicht, hier muss man von Fall zu Fall entscheiden. WICHTIG ist aber, dass man Mädchen bis zum Alter zwischen 12 und 17 Jahren, besonders gegen die high risk Varianten, impfen lassen kann und das auch tun sollte. Aber auch bei Jungen wäre die Impfung definitiv angebracht, da sie ja in der Regel die Überträger sind. Daher sollten sich auch die Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren impfen lassen.
Das als ein paar Infos am Rande am besten lest ihr euch selbst ein oder sprecht in Ruhe mit eurem Frauenarzt/eurer Frauenärztin darüber. Ich möchte hier auch keine falschen Infos weitergeben ;)
Kommen wir zu meinem Fall zurück. Ich hatte nun die Diagnose HPV und war quasi Wikipedia in Menschenform in diesem Themenbereich. Als ich dann das Ergebnis schriftlich vorliegen hatte, kam der nächste Schock. Es war natürlich nicht einer dieser harmlosen Virustypen die sich irgendwann von allein in Luft auflösen. Nein, es war eine der high risk Varianten nämlich Typ 16. Herzlichen Glückwunsch sie haben den Jackpot gewonnen.
Natürlich war ich fix und fertig. Ich hatte keine Ahnung was das für mich bedeutet und wie lange dieser ominöse Virus schon in meinem Körper schlummert oder eher wuchert......
Die ärztliche Vorgehensweise in meinem Fall sieht vor, dass wenn ein HPV Test positiv ausfällt, man zu einer so genannten "Abklärungskolposkopie" gehen soll. Jetzt ist das hier auch unterschiedlich. Manche Frauenärzte machen diese Untersuchung selbst und dann kommt der nächste Schritt. Manche Frauenärzte schicken einen zu einem Spezialisten. Bei dieser Untersuchung wird mit einem Lupeninstrument der Muttermund kontrolliert und mit einer iodhaltigen Essenz betupft. Färbt sich das Gewebe dunkel, ist alles tutti. Färbt es sich hell, liegt zellverändertes Gewebe vor, welches genauer untersucht werden muss. Hier entnimmt man eine Gewebeprobe an den betroffenen Stellen. Quasi eine Art Biopsie.
Teilweise wird das in 2 Schritten gemacht. Erst die detaillierte Untersuchung ob verändertes Gewebe vorliegt und dann im nächsten Termin die Probeentnahme. Oder wie bei mir alles in einem Aufwasch.
Ich musste also einen Termin für diese Abklärungskolposkopie (ich kann es einfach bis heute nicht aussprechen) im Krankenhaus machen. Yeah, ich liebe Krankenhäuser.....nicht. Jetzt ist das in der aktuellen Pandemiesituation natürlich auch alles andere als normal. Denn es darf einen keiner begleiten. Man muss da komplett allein durch. Für mich als jemand der in solchen Momenten viel Zureden und beruhigende Worte braucht natürlich eher suboptimal. Aber gut ich hatte keine Wahl. Von meiner besten Freundin wusste ich bereits wie die Untersuchung ungefähr abläuft. Das gab mir ein wenig Sicherheit und beruhigte mich etwas. Am Tag der Untersuchung machte ich mich also mit meinem kleinen Fragenkatalog (man vergisst bei Nervosität ja die Hälfte) auf den Weg.
Ich kam auch recht schnell dran und meine Ärztin war wirklich sehr freundlich. Ich durfte erstmal alle meine Fragen stellen und dann erklärte sie mir wie die Untersuchung ablaufen wird. Es gab sogar einen Monitor an dem ich das ganze Spektakel live verfolgen durfte. Leute, ich sage euch, dass ist enorm hilfreich, wenn ihr erklärt bekommt was man da sieht und was da gerade passiert. Ihr müsst natürlich nicht, wenn ihr sowas eher schlecht sehen könnt.
Im Prinzip ist das alles wie eine gynäkologische Untersuchung, nur ein wenig länger. Sie betupfte dann den Muttermund mit der komischen Flüssigkeit (es fühlt sich etwas warm an) und erklärte mir dann wo man die hellen Stellen sehen kann an denen eine Zellveränderung vorliegt. Ich hatte natürlich, naiv wie ich war, gehofft es gäbe keine Veränderungen. Meine Ärztin meinte jedoch, dass die Stellen schon am verblassen wären und sie gehe davon aus, die Infektion wäre bereits am abklingen. Eine Probe wollte sie trotzdem gerne entnehmen.
Die Probe wird mit einer Art kleiner Zange durchgeführt, das Gewebe wird quasi abgeknipst. Die Proben werden dann untersucht ob das Gewebe gutartig oder bösartig ist.
Meine beste Freundin hat es wie eine kleine fleischfressende Pflanze beschrieben. Man muss kräftig husten und in dem Moment wird das Gewebe abgeknipst. So spürt man quasi gar nix.
Zwei Proben wurden entnommen, danach muss man noch einen Moment liegen, während die Ärztin die Blutung stoppt. (Nein hier kommt kein Schwall Blut aus deinem Unterleib geschossen, es sind eben Schleimhäute da dauert es einen Moment bis sich alles beruhigt).
Am Ende bekommt man eine U-Boot artige Binde übergeben, damit eventuelle kleine Nachblutungen aufgefangen werden können. (Man fühlt sich ein wenig als habe man eine Windel an). Meine Ärztin meinte sie meldet sich nächste Woche mit den Ergebnissen, geht aber davon aus, dass alles gut ist.
Es war also erstmal alles vorbei und ich war nach den Aussagen der Ärztin vorsichtig optimistisch. Joah, bis dann der Anruf mit dem Ergebnis kam.
Auf meiner Mailbox landete die Nachricht, dass mein Ergebnis vorliegen würde und ich solle doch mal bitte zurück rufen. Mit mulmigem Gefühl tat ich das dann auch.
Tja, was soll ich sagen, nächste Hiobsbotschaft. Meine Probe wies wohl an einer Stelle bösartiges Gewebe auf. Die Ärztin war selbst ein wenig überrascht empfahl mir aber jedoch direkt eine so genannte Konisation. Eine Operation bei der quasi ein Teil des Muttermunds weggeschnitten wird und somit das befallene Gewebe komplett entfernt ist. Natürlich können auch diese Art von Virus von alleine heilen, allerdings nur in 60% der Fälle und das Risiko einer Krebserkrankung wäre hier recht hoch. Ich konnte mit ihr direkt einen OP Termin in 3 Wochen festlegen. Der Eingriff findet ambulant aber unter Vollnarkose statt. Sprich man kommt morgens ins Krankenhaus, wird operiert und darf dann mittags/nachmittags wieder nach Hause. Der Eingriff selbst dauert wohl nur 30-60 Minuten.
An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass ich in meinem Leben noch nie eine Operation hatte. Es ist also nicht nur die Angst vor dem Eingriff selbst die mir Angst macht sondern eben auch das drumherum. Ich mag keine Situationen bei denen ich nicht weiß was auf mich zukommt.
Man hätte mit der OP auch noch einen Moment warten können aber ganz ehrlich Leute, ich möchte diesen Scheiß jetzt einfach los werden.
Also habe ich mich für eine zeitnahe OP in 3 Wochen entschieden. Aktuell bin ich recht ruhig, ich denke mir es muss raus was mich krank macht und sie sollen es einfach entfernen. Ich habe keine Wahl und es haben auch schon andere vor mir geschafft. Außerdem habe ich danach hoffentlich meine Ruhe mit diesem Thema. Am Ende wird die Tage davor, die Nervosität sicherlich gewinnen. Auch weil auch an diesem Tag niemand bei mir bleiben darf. Ich werde abgeladen und wieder eingeladen. Kein Händchen halten, kein gut zureden, einfach nur ich alleine gegen den Rest der Welt......oder in dem Fall HPV. Nicht geil aber okay es ist wie es ist.
So ist also der aktuelle Stand. Wie fühle ich mich damit? Irgendwie fühle ich mich aktuell etwas "defekt". Grundsätzlich war ich immer ein gesunder Mensch, ich hatte kaum Krankheiten, wurde noch nie operiert und war immer sehr stolz auf mein Immunsystem. Nun sowas.....manchmal weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll. Aber eins weiß ich, ich möchte den Kram gerne los werden. Und dafür werde ich natürlich alles tun.
Was mich aber bei diesem ganzen Thema etwas gewundert hat, ist eben wie wenig Austausch es zum Thema HPV gibt. Man kann super viele Artikel lesen, zu den Viren und wo es her kommt usw. Aber mir fehlt eine Plattform wo man mit Menschen schreiben kann, die ähnliches erlebt haben. Und es gibt so viele. Wenn man offen mit dem Thema umgeht, entdeckt man in seinem Umfeld immer mehr Frauen die ähnliches erlebt haben. Man ist also nicht allein. Kein seltenes Einhorn, was alle schief anschauen.
Daher kann ich alle nur ermutigen offen darüber zu sprechen. Nicht nur für sich selbst sondern um anderen Frauen Mut zu machen und ihnen das Gefühl zu geben wir sitzen alle im gleichen Boot und sind füreinander da. Es ist kein Tabu Thema und man muss sich auch nicht dafür schämen. Man muss es ernst nehmen und wissen worauf man achten muss!
Ich hatte vorhin ja das Thema mit dem impfen von Mädchen und Jungen bis zu einem gewissen Alter angesprochen. Auch in meinem Fall wurde mir eine nachträgliche Impfung ans Herz gelegt. Sie unterstützt das Immunsystem gegen diesen Virus stark zu sein. Die Impfung kann aber nur nach einer erfolgreich abgeklungenen Infektion erfolgen. Es sind 2 oder teilweise 3 Spritzen. Grundsätzlich muss man diese Impfung selbst bezahlen und die Kosten liegen bei ca. 170€ pro Dosis. Aber auch hier muss man sich erkundigen und mit seiner Krankenkasse sprechen inwiefern Kosten übernommen werden.
Über meinen weiteren Weg halte ich euch gerne auf dem Laufenden. Keine Ahnung wer diesen Blog überhaupt liest :) Aber wenn ihr Fragen habt oder etwas wissen möchtet, lasst ein Kommentar da oder schreibt mir eine kurze Nachricht.
Ansonsten drückt mir bitte für die OP die Daumen, dass alles gut geht und ich mich danach mit diesem Thema nicht mehr groß beschäftigen muss!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Vielen Dank wie wunderbar, für dein neues Kommentar!