In meinem letzten Beitrag habe ich ja bereits über meinen Werdegang mit HPV geschrieben. Das erste Date, der schlechte erste Kuss und der fade Beigeschmack den er hinterlassen hat. Eine unschöne Beziehung in der man sich irgendwie gefangen fühlt und leider nicht so einfach ausbrechen kann. Doch ich hoffe dem Beziehungsende langsam ein Stückchen näher gekommen zu sein.
Am Montag war es soweit, meine OP die Konisation, stand bevor. 33 Jahre alt musste ich werden um meine erste Operation anzutreten. Bisher war ich immer so stolz darauf ein Krankenhaus nur als Besucher betreten zu haben.
Eine Woche vor der OP war ich bei meiner Ärztin, die auch die Gewebeprobe entnommen hatte und mich operieren wird, zur Vorbesprechung. Sie erklärte mir in Ruhe wie der Ablauf der OP ist und was genau auf mich zukommen wird. Mit einer elektrischen Schlinge wird ein flaches Stück des Gewebes entfernt, in dem die Zellveränderung nachgewiesen wurde. Bei mir waren die Veränderungen auf 9 und 12 Uhr, wobei 12 Uhr die besorgniserregende Stelle war. Beim entfernen wird aber 9 und 12 Uhr erwischt, teilte mir die Ärztin mit. Außerdem wird am Gebärmutterhals der Gebärmutterschleim abgeschabt um auch dort eventuell verändertes Gewebe zu entfernen. Die Konisation mit der elektrischen Schlinge ist recht neu und eine sehr bewährte Methode bei der so wenig Gewebe wie möglich und so viel wie nötig entfernt wird. Dies ist besonders wichtig für Frauen wie mich, die Ihre Kinderplanung noch nicht abgeschlossen haben. Auch die Blutungen und Verletzungen halten sich in Grenzen, daher ist die Heilung sehr gut.
Ich sollte um 8 Uhr im Krankenhaus sein, die OP solle gegen 9 Uhr starten und 20-30 Minuten dauern. Man muss nüchtern sein, bedeutet 6 Stunden vor der OP nichts mehr essen und 2 Stunden vor der OP nichts mehr trinken.
All das lag irgendwie noch so weit weg und war noch recht unwirklich für mich. Ich versuchte es positiv zu sehen und so ruhig wie möglich zu bleiben. Meine Schwester hat mir inhalieren mit Bergamotte Öl empfohlen, dies solle wohl Patienten vor einer OP beruhigen. Eine Tablette zur Beruhigung durfte ich wegen dem kurzen Eingriff leider nicht bekommen.
Die Nacht von Sonntag auf Montag war recht ruhig und ich schlief doch erstaunlich gut. Am Montagmorgen fuhr mein Freund mich dann ins Krankenhaus. Die ganzen lieben Nachrichten mit lieben Worten und das man an mich denkt, trieben mir dann doch die Tränen in die Augen. Mich durfte ja leider keiner begleiten, deswegen musste ich mich vor dem Krankenhaus von meinem Freund verabschieden und alleine den weiteren Weg antreten. Irgendwie ein komisches Gefühl, als wäre man alleine auf einer Mission.......wahrlich keine so schöne Mission! Aber gut was muss das muss. Gewappnet mit guten Mantras und motivierenden Sprüchen begab ich mich zur ersten Station - dem Corona Schnelltest!
Meine Ärztin meinte dann noch aus Spaß, jetzt komme der unangenehmste Teil des Tages. Da wusste ich ja noch nicht, dass sie im Grunde genommen sogar recht behalten sollte. Der Test war sowas von übel. SOOO tief war definitiv noch nie etwas in meiner Nase gewesen. Es trieb mir die Tränen in die Augen und ich dachte mein Hirn und meine Nase explodieren. Kein Vergleich zu den Schtreichel-Selbstests die man zu Hause macht. Nachdem der Test negativ war musste ich runter in die Tagesklinik des Krankenhauses wo ich ein Einzelzimmer für meinen Aufenthalt bekam. Dort lag auch schon das Outfit des Tages für mich bereit - ein OP Hemdchen, eine Haube und ein sexy Einmalhöschen. Ich war begeistert und langsam setze dann auch die Nervosität ein. Ich zog mich also um und versuchte mich ein wenig mit lesen abzulenken, was mir mehr schlecht als recht gelang. Mein Herzschlag fuhr jetzt schon Achterbahn und mein ganzer Körper zitterte.
Irgendwann kam dann die Nachricht, der OP wäre soweit und ich sollte ins Bett schlüpfen um nach oben gefahren zu werden. Leute, normalerweise liebe ich Betten und, wenn mir jemand die Möglichkeit zum schlafen einräumt ist das wundervoll aber nicht so, nicht in diesem Bett unter diesen Umständen. Aber ich hatte nicht wirklich eine Wahl. Also begab ich mich auf die Reise in meinem Krankenhausbett zum OP. Vor der OP Tür wurde ich dann abgestellt und lernte meinen Narkosearzt kennen, der mich den Eingriff über begleiten würde. Wirklich, der Mann war ein Goldstück. Er hat alles gegeben um mich abzulenken und sogar meine Hände genommen und gestreichelt und mir versprochen, dass ich wieder aufwachen werde. Dann ging es in den OP und ich musste mich auf dem Tisch in Position bringen. Alle um mich herum waren wirklich sehr nett. Sie haben mir erklärt was genau wer gerade macht. Die Atmosphäre könnte besser sein aber was kann man von einem OP Saal schon erwarten. Das Licht ist grell, alles riecht nach Krankenhaus und ist steril und kalt. Mein ganzer Körper hat gebebt vor Nervosität. Mir wurde ein Zugang gelegt und eine Blutdruckmanschette angelegt, wobei schon der erste Kommentar fiel, dass man an meinem Herzschlag meine Nervosität sehen würde. Dann sollte ich mir etwas schönes vorstellen. Ich erzählte von unserem bevorstehenden Urlaub in Kroatien, vom Meer, der Sonne und dem guten Essen und der Narkosearzt half mir mit seiner Erzählung und seinen Fragen mich zu entspannen und dann...........joah dann ist alles weg! Tatsächlich wie einem alle erzählen man schläft einfach ein! Angeblich habe ich nach dem aufwachen schon eine Menge erzählt, daran erinnere ich mich überhaupt nicht mehr. Meine erste Erinnerung ist, dass ich in meinem Bett im Aufwachraum liege und auf einmal hellwach bin!
Leute, in meinem nächsten Leben werde ich Narkosearzt! Ich sage euch die hören so viel interessantes und spannendes Zeug von Leuten die gerade aus der Narkose erwachen, die können sicherlich haufenweise Bücher schreiben und es wird nie langweilig!!!
Was ich ganz toll fand, war dass man über mich eine Wärmedecke gelegt hat, ich muss anscheinend ziemlich gefroren haben. Das war echt super kuschelig. Als ich dann soweit wach war, wurde ich von einem netten Pfleger zurück in die Tagesklinik und in mein Zimmer gebracht. Ich bekam einen Tee und Wasser und war zu dem Zeitpunkt gefühlsmäßig wieder voll bei mir. Habe mir dann erstmal direkt mein Handy geschnappt und die Familie beruhigt. Danach habe ich noch etwas Musik gehört und dann irgendwann auf Fernsehen umgeswitched. Oh man ich weiß wieso ich zu Hause kein normales Fernsehen mehr schaue. Nicht nur wegen der Auswahl an schwachsinnigen Sendungen sondern auch wegen der Werbung die gefühlt alle 10 Minuten kommt. Ich hatte Hunger wie die Sau und irgendwann musste ich auf Toilette. Davor hatte ich ehrlich gesagt etwas Panik und hab das ziemlich lange rausgezögert. Irgendwann ging es aber nicht mehr anders und ich habe nach dem Pfleger geklingelt. Der hat mich dann erstmal von meiner fertigen Infusion befreit und dann durfte ich auch schon zur Toilette schlurfen. Immer schön das Hemd hinten zugehalten, damit der Pobbes nicht raus lunzt! :D Blutdruck wurde auch gemessen der war schon mal direkt Top.
Danach wurde ich gefragt ob alles geklappt hat! :D Ja, ging nix daneben. Und wann ich denn heim möchte. Da ich Hunger wie Bolle hatte wollte ich so schnell wie möglich nach Hause. Der Pfleger hat dann bei meiner Ärztin angerufen, damit sie zu mir kommen und mich entlassen kann. Das ganze dauerte noch ein Weilchen, doch dann kam sie auch schon. Die OP sei soweit gut verlaufen, das entnommene Gewebe werde jetzt untersucht und analysiert. In 10-14 Tagen solle ich zur Nachuntersuchung kommen. Erstmal kein Sport, nicht schwer heben, keine Badewanne, keine Tampons benutzen und natürlich auch kein Geschlechtsverkehr! Natürlich nicht, da hat man ja nach so einer OP auch total Lust drauf! Die Tamponade die, die Blutung stillt soll nach 24 Stunden eigenständig entfernt werden. Das habe ich zu Hause auch gemacht, Mädels man fühlt sich wie Houidini der eine meterlange Tücherschlange aus seinem Ärmel zieht :D Aber alles halb so wild.
Ich bin nun wieder zu Hause und für eine Woche krank geschrieben. Von meinem Freund habe ich einen wunderschönen Strauß Blumen bekommen und meine Mama kocht fast täglich meine Lieblingsessen für mich. Die Netflix Watchliste ist erstellt und die Couch mit Decken und Kissen ausgestattet. Schmerzen habe ich eigentlich keine, es ist irgendwie einfach ein komisches Gefühl so innen drin. Bisher blutet es auch nicht nach. Ich bin noch etwas müde von der Narkose aber müde bin ich eigentlich immer deswegen schlafe ich auch sehr gerne und schone mich wie versprochen! Jetzt heißt es Daumen drücken, dass alles entfernt wurde und die Beziehung zwischen HPV und mir ein Ende hat und wir getrennte Wege gehen können!
Von meiner Ärztin habe ich ein Rezept für die HPV Impfung erhalten. Die erste Spritze soll ich bereits bei der Nachuntersuchung bekommen. Sie hat mir außerdem ein Schreiben für die Krankenkasse mitgegeben, welches ich einreichen soll um somit eventuell eine Zuzahlung für die Impfung zu erhalten. Wäre ja toll, wenn einen das Gesundheitssystem hier mal unterstützen würde. Immerhin möchte ich diese Prozedur nicht unbedingt nochmal hinter mich bringen! Und die Chancen bei meinem HPV Virus, dass er wieder kommt sind wohl recht hoch, daher möchte ich gerne alles unternehmen um dies zu verhindern!
Mein Fazit alles in allem zum Ablauf bisher ist, dass die OP halb so schlimm war und ich glaube ich ganz stolz auf meinen starken und sonst gesunden Körper sein kann. Er lässt mich nicht im Stich und hilft mir den Eingriff gut wegzustecken und zu verarbeiten. An alle Mädels da draußen die solch einen Eingriff noch vor sich haben - habt keine Angst! Es ist wirklich alles machbar und mit etwas Glück ist der Spuk danach vorbei und ihr könnt euch auf schönere Dinge im Leben konzentrieren!
Bei Fragen schreibt mir gerne eine Nachricht! Ansonsten hoffe ich mein Beitrag und meine Geschichte macht einigen Mut, nimmt die Angst und die Sorge und schafft etwas mehr Verständnis zum Thema HPV!
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Vielen Dank wie wunderbar, für dein neues Kommentar!